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Ein politisches Musical am Puls der Zeit: JUGEND OHNE GOTT

Das neue Musical von Philipp Gras und Claudio Gottschalk-Schmitt hat eine gute Presse: Die Themen sind aktuell, die Umsetzung überzeugend.

JUGEND OHNE GOTT in Pforzheim (Foto: Theater/Jochen Klenk)

Link für Ungeduldige: Hier geht es direkt zur Stückinfo.

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1937 erschien mit JUGEND OHNE GOTT der dritte Roman des österreichisch-ungarischen Schriftstellers Ödön von Horváth (1901–1938). Der vor allem für seine Bühnenwerke wie GESCHICHTEN AUS DEM WIENER WALD bekannte Autor verarbeitet in JUGEND OHNE GOTT seine Erfahrungen mit dem erstarkenden Nationalsozialismus in den 1930er-Jahren.

Anlässlich der Uraufführung des Musicals von Philipp Gras und Claudio Gottschalk-Schmitt im Theater Pforzheim wurde erneut deutlich, dass die Horváths Kombination eines messerscharfen Gesellschaftsportraits mit einer packenden Kriminalgeschichte auch 90 Jahre nach seiner Entstehung nichts von seiner Sprengkraft verloren hat.

Das Mühlacker Tagblatt bringt dies auf den Punkt, wenn er als Kernthema des Romans den „Konflikt zwischen Individuum und Gesellschaft in einem totalitären Staat“ benennt.

Die Pforzheimer Zeitung spricht nach der umjubelten Premiere von einer „überzeugend dichten Bühnenerzählung mit suggestiven, eingängigen Songs“.

In den Badischen Neuesten Nachrichten heißt es: „Komponist Philipp Gras und Librettist Claudio Gottschalk-Schmitt greifen die pseudoromantischen Szenerien der Vorlage geschickt auf, verstärken die Emotion [und] erweitern die Perspektiven.“

Die Pforzheimer Zeitung hebt die „höchst expressive und suggestive musikalische Sprache“ von Komponist Gras hervor und betont, wie geschickt der Texter Gottschalk-Schmitt „die ausweglose Situation der damaligen Jugend herausarbeitet“. Weiter heißt es: „Mehrstimmige Ensemblenummern, Balladen, Solosongs und Duette nehmen – teilweise leitmotivisch – die Handlung auf und fokussieren das Innenleben der Beteiligten.“

Die Musik evoziere einerseits mit ihrem marschartigen Duktus die Zeit der Hitlerjugend. Gleichzeitig intensivierten „balladeske Songs mit kreisenden Harmonien […] die Bildebene“, während „musicaltypische Jux-Nummern [...] dem Geschehen bisweilen eine komische Note“ verliehen.

Die Stuttgarter Zeitung schreibt zur Musicalfassung von JUGEND OHNE GOTT: „Die Musik, die Gras geschrieben hat, setzt auf starke Gefühle. Das macht den Reiz des politischen Musicals aus.“ Der Komponist selbst erklärt im gleichen Artikel über seine Intention hinter dem Musical, er wolle „ein breites Publikum für Musik und Kultur begeistern“. Dass er gerade Horváths Roman als Grundlage gewählt habe, begründet er damit, dass „der Stoff […] aktueller denn je“ sei und „den Nerv der Zeit“ treffe.

Die Rezension in „Theater der Zeit“ unterstreicht, dass es sich bei JUGEND OHNE GOTT nicht nur um eine bloße Vertonung des Horváth’schen Romans handele. Vielmehr habe Gras „ein Musical komponiert, das die Handlung weiterdenkt. Claudio Gottschalk-Schmitt hat einen Text geschrieben, der den Blick ins Innere der Figuren öffnet. Nicht zuletzt deshalb gelingt bei der Uraufführung am Theater Pforzheim der Spagat, den politisch schweren Stoff ins leichte Musical-Genre zu übertragen.“


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